Journalisten unter Druck und die Suche nach alternativen Finanzierungsmodellen

von Klaus Liedtke

Journalismus ist auch nur eine Ware, sagen die einen. Wenn diese Ware in ihrer traditionellen Form nicht länger eine ausreichende Rendite erwirtschaftet, muss sie sich irgendwie den neuen Gegebenheiten anpassen. Oder es droht ihr das Schicksal aller Güter, für die es nicht mehr genügend Nachfrage gibt. So funktioniert Marktwirtschaft.

Journalismus ist mehr als nur eine Ware, sagen die anderen. Er ist auch ein Kulturgut, auf das eine funktionierende Demokratie angewiesen ist. Wenn sich aufwändiger Qualitätsjournalismus wegen der sogenannten ökonomischen Rahmenbedingungen auf herkömmlichem Wege immer weniger finanzieren lässt, sind wir in der Pflicht, nach alternativen Modellen zu suchen.

Man muss kein Antikapitalist sein, um die zweite Meinung zu vertreten. Es reicht das Grundverständnis von den Aufgaben einer unabhängigen, kritischen Presse in unserem Staatswesen: Die Bürger so mit verlässlichen Informationen zu versorgen, dass sie in der Lage sind, für sich und – in den demokratischen Prozessen – für die Allgemeinheit vernünftige Entscheidungen zu treffen. Das ist kein Medienpathos sondern schlicht Basis unseres Zusammenlebens. Und die ist langfristig gefährdet. Alternative Finanzierungsmodelle sollen und werden das klassische Medien-Unternehmertum nicht ersetzen. Aber sie können komplementär wirken und immer dort Akzente setzen, wo dem Journalismus jene Mittel gekürzt werden, die er braucht, um seine Aufgaben bestmöglich zu erledigen.

Welche Modelle das sein können – die Suche danach hat gerade erst begonnen, anders als beispielsweise in den USA, wo die Diskussion um die Zukunft vor allem des investigativen Journalismus seit Jahren anhält und inzwischen zu beeindruckenden praktischen Resultaten geführt hat. Mit der Initiative investigate! wollen wir diese Debatte auch bei uns befördern.

Einen Beitrag zur aktuellen Debatte leisten auch CNN Journalist Award-Gewinnerin Anne Kathrin Thüringer und Roman Kern, Autor, Kameramann und Cutter. Gemeinsam haben sie Kollegen gefragt, wie und wo Journalisten heute besonders unter Druck stehen, wie sich das auf ihre Arbeit auswirkt, was das für unsere Kultur und in der Verlängerung für die Demokratie bedeutet und wie eine Lösung aussehen könnte. Entstanden ist dabei diese vierteilige Video-Reihe: