Pressemitteilungen

Förderprojekte 2014
investigate!-Stipendiaten veröffentlichen Recherche-Projekte in DIE ZEIT, WELT.de und Die Presse

München, 13. August 2014 – Der gemeinnützige Verein investigate! hat in diesem Jahr erstmals gleich drei Recherche-Projekte junger Journalisten finanziell gefördert. Die Beiträge von Köksal Baltaci, Raphael Thelen sowie Amrai Coen und Nicola Meier liefern Aufklärung zu Themen mit internationaler Relevanz und wurden unter anderem in Die Presse, DIE ZEIT und auf WELT.de veröffentlicht. Mit der Förderung der Recherchen unterstützt investigate! faktenorientierten, aufklärenden Recherche-Journalismus in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Im vorigen Jahr war eine von investigate! finanzierte Recherche über illegale Medikamententests europäischer Pharmafirmen in Indien in der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht und vom WDR als 45minütige Dokumentation ausgestrahlt worden. Der Beitrag erhielt eine Nominierung zum Deutschen Menschenrechtspreis.

Klaus Liedtke, Vorstand von investigate! und ehemaliger Chefredakteur von National Geographic und stern, sagt: „In einer Zeit, in der die Medienwelt angesichts eines immer größer werdenden Drucks auf die Redaktionsetats über pro und contra eines alternativ finanzierten Journalismus diskutiert, zeigen die Reportagen, wie sinnvoll Gemeinnützigkeit sein kann. Wir hoffen sehr, dass diese Beispiele Schule machen werden und der Kreis unserer Unterstützer weiter wächst.“

Köksal Baltaci: Artikelserie „50 Jahre Gastarbeiter in Österreich“ 

Mit Hilfe des investigate! Recherche-Stipendiums veröffentlichte der Österreicher Köksal Baltaci, Redakteur im Ressort Chronik der Tageszeitung Die Presse, Mitte Mai zehn Artikel in einer Schwerpunktausgabe der „Presse am Sonntag“ zum Thema „50 Jahre Gastarbeiter in Österreich“. Baltaci, selbst Sohn türkischer Gastarbeiter, war insgesamt sechs Wochen auf Recherchereise in Österreich, der Türkei und Deutschland unterwegs. In seinen Beiträgen erzählen Betroffene von ihren Erfahrungen der vergangenen 50 Jahre, von denen man in der Öffentlichkeit so gut wie nichts weiß. So schildert im Artikel „Gastarbeiter als Gigolos“ ein Einwanderer, wie er in den ersten Jahren in Österreich gegen Geld Affären mit älteren österreichischen Frauen hatte. In dem Beitrag „Die Fehlinvestitionen der Melkkühe“ erklärt ein türkischer Gastarbeiter, wie er mit dem in Österreich verdienten Geld in der Türkei Grundstücke und Wohnungen kaufte und dabei gleich zwei Mal um seine gesamten Ersparnisse gebracht wurde. Ein Schicksal, das er mit vielen anderen Gastarbeitern teilt. Weitere Artikel zum Thema sind in Planung.

Amrai Coen und Nicola Meier: „USA ‒ Soldaten ohne Vaterland“

Die Reportage der beiden Journalistinnen Amrai Coen und Nicola Meier wurde Anfang Juli als Dossier in DIE ZEIT und online auf ZEIT.de veröffentlicht. Sie handelt von den sogenannten „Greencard Soldaten“, lateinamerikanischen Söldnern, die für die USA in den Krieg ziehen. Das Militär bietet Migranten die Aussicht auf einen amerikanischen Pass – und damit die Sicherheit, nicht abgeschoben zu werden. Einzige Voraussetzung: Sie müssen eine Aufenthaltsgenehmigung, eine Greencard, besitzen. Aber nur wenn sie im Krieg sterben ist ihnen die amerikanische Staatsbürgerschaft sicher: post mortem. Für ihre Reportage waren Coen und Meier mehrere Monate in den USA sowie in Mexiko unterwegs. Amrai Coen ist Halbmexikanerin und lebt in Hamburg und Berlin. Sie arbeitet als Reporterin für DIE ZEIT. Nicola Meier schreibt als freie Autorin für diverse Tageszeitungen, DIE ZEIT sowie für das Magazin chrismon.

Raphael Thelen: „Melonen ernten bei 45 Grad“ / „Keine Grenzen kann diese Männer aufhalten“

Der Berliner Journalist Raphael Thelen setzte mit Hilfe des investigate! Stipendiums gleich zwei Beiträge um: „Melonen ernten bei 45 Grad“ wurde Mitte Juli im Wirtschaftsteil von DIE ZEIT veröffentlicht. Darin zeigt Thelen die Arbeitsrealität beim Anbau von biologischem Obst und Gemüse: Auf den Biofeldern Südspaniens werden Arbeitsmigranten ausgebeutet; unbezahlte Mehrarbeit, Urlaubsverweigerung, Strafen bei Aufbegehren und Beschimpfungen sind weit verbreitet. Das Bild vom glücklichen Bauern ist weit gefehlt. Sein zweiter Beitrag „Keine Grenzen kann diese Männer aufhalten“ erschien Ende Juli in Die Welt auf Welt.de. Für die Reportage begleitete Thelen fünf junge Männer, die vor dem Krieg aus ihrem Heimatland Syrien Richtung Europa flohen, fünf Wochen lang durch Griechenland, Mazedonien, Serbien und Österreich. Auf ihrem Weg in ein neues Leben verlassen sie sich wie viele Syrer auf Schmuggler. Für die Menschenhändler ist das Leid der Flüchtlinge ein Millionengeschäft. Für die Flüchtlinge eine traumatische Erfahrung.

Über investigate! e.V.

investigate! ist eine unabhängige, für die Allgemeinheit tätige Organisation, die aufwändige Recherchen zu grenzüberschreitenden Geschehnissen ermöglicht. Der Verein fördert Aufklärung über internationale Zusammenhänge von gesellschaftlicher Bedeutung in einer Zeit, in der die Medien über immer weniger Mittel verfügen, um diese Zusammenhänge in genauen Recherchen zu durchleuchten. Dazu vergibt investigate! jährlich Recherche-Stipendien an junge Journalisten und veranstaltet Diskussionsrunden mit Vertretern aus Medien, Politik und Wirtschaft. investigate! wurde 2011 im Rahmen des CNN Journalist Awards gegründet und als gemeinnützig anerkannt. Zu den größeren Förderern von investigate! gehören die Audi AG und das Beratungsunternehmen Roland Berger Strategy Consultants. In diesem Jahr wurden die Förderprojekte von investigate außerdem von der Spendengemeinschaft Taunus.Ecke.Elbe unterstützt.

Die Pressemeldung als PDF zum Download: PM investigate_Stipendiaten 2014 final

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