investigate! zum neuen Pressekodex der deutschen Wirtschaft

Wenn sich die Wirtschaft Sorgen um die Unabhängigkeit der Medien macht
und die großen Unternehmen des Landes einen Kodex verabschieden, der das
Verhältnis zur Presse nach ethischen und rechtlichen Prinzipien regelt, dann
ist das ein großer Moment für die Pressefreiheit in Deutschland.

Denn wir waren auf keinem guten Weg. Nicht nur, dass immer mehr Medien
im vorauseilenden Gehorsam die Verquickung von Werbung und Redaktion
zum Geschäftsmodell erhoben haben – auch in der Wirtschaft war die Drohung
mit Werbeentzug bei ungenehmer Berichterstattung eine durchaus nicht seltene Geschäftspraxis.

Wenn nun in diesem neue Pressekodex die Unternehmen sich selbst ermahnen,
redaktionelle Berichterstattung nicht kaufen zu wollen und Journalisten durch die Presseabteilungen nicht mit falschen Informationen zu versorgen, dann wäre
es falsch, dies als Selbstverständlichkeit oder als Sonntagsgerede abzutun.

Es zeigt, dass die Wirtschaft in ihrem Bemühen um Compliance – ein Wirtschaften im Einklang mit den moralischen und rechtlichen Grundlagen unserer Gesellschaft – voran kommt. Die Pressefreiheit als Eckstein unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung ist dabei ein zentraler Punkt. Es wäre schön, wenn die Wirtschaft es jetzt nicht nur beim Kodex und seiner hoffentlich konsequenten Befolgung beließe, sondern tatkräftig mithelfen würde, die Zukunft des Qualitätsjournalismus in Deutschland zu sichern.

Die neuen journalistischen Stiftungen, Initiativen und Start-ups bieten da viel Raum für Engagement.

Klaus Liedtke
Vorstandsvorsitzender investigate! e.V.